Das Kaminwerk
Bis Dezember 2005 gab es in Memmingen keine nennenswerte Konzertkultur.Gerade im Nachwuchsbereich boten sich nur selten Möglichkeiten für junge Bands aufzutreten. Aber auch für bekannte Künstler war es schwierig in Memmingen unterzukommen. Bis zur Eröffnung des Kaminwerks standen nur die Stadthalle und die Eissporthalle für Konzerte zur Verfügung. Beide Hallen wurden aber nur selten belegt, da diese für zahlreiche Veranstalter nicht geeignet sind. So gibt es in der Eissporthalle keinen Bodenbelag, dieser musste vom Veranstalter selbst besorgt werden. Auch die Stadthalle ist. aufgrund des Getränkeverbots im Saal gerade bei Rockveranstaltern nicht beliebt.
Langer Weg
Mitte der 90-Jahre fanden sich rund 60 Kulturschaffende zusammen, um diesen Missstand abzuschaffen. Es wurde der Verein „Kulturlabor e.V.“ gegründet. Satzungsziel war die Errichtung eines Kulturzentrums in Memmingen. Als Vorbild dienten dazu bereits etablierte Einrichtungen wie das Roxy in Ulm oder die Muffathalle in München. Schon zu Beginn war klar, dass es ohne die Unterstützung der Kommune nicht gehen würde. Allgemeine Einstellung der Politik in Memmingen war allerdings, eine Kulturzentrum sei nicht vonnöten. Erst durch jahrelanges Arbeiten im vorpolitischen Bereich zeichneten sich erste Erfolge ab. Nachdem es bei Stadtratswahlen gelungen war zwei Vertreter des Vereins im Kommunalparlament zu platzieren, wurde ein Kulturzentrum als Thema wahrgenommen. Dies wurde durch zahlreiche Unterschriftenaktionen, Stände in der Fußgängerzone aber auch durch viele Veranstaltungen an den unterschiedlichsten Orten erreicht. Nach vielen Anträgen der neu gewählten Stadträte kam das Thema Kulturzentrum dann auch endlich auf die Tagesordnung einer Stadtratssitzung. Sichtlich beeindruckt von rund 300 großteils jugendlicher Besuchern, die der Verein mobilisiert hatte, stimmte der Stadtrat 2000 dann der Errichtung eines Kulturzentrums zu.
Ortssuche
Auf der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten für ein solches Kulturzentrum, sogar ein Neubau wurde diskutiert, gingen wieder Jahre vorbei. Erst 2004 wurde im Memminger Süden eine Kaminfabrik frei. Nach Sanierungs- und Umbaumaßnahmen konnte dann im Dezember 2005 die Einweihung gefeiert werden. Der mittlerweile in Kulturzentrum Memmingen e.V. umgenannte Verein war bei den Planungen miteingebunden und konnte sich aber in vielen wichtigen Dingen wie Foyergröße oder Lüftungs- und Heiztechnik aufgrund der finaniellen Lage nicht durchsetzen.
Ausrichtung des Programms
Von Anfang an war klar, dass das Kaminwerk für jeden etwas bereit halten müsste. Deshalb ist das Programm sehr bunt gehalten. Von Jazz, Blues, Chanson bis hin zu Pop, Rock und Metal werden Konzerte veranstaltet. Aber auch in anderen Bereichen ist man aktiv. So gibt es viel Kabarett, Theater und andere Veranstaltungen. Alle zwei Wochen wird ein Programmkinofilm gezeigt. Dabei haben Schüler und Studenten freien Eintritt.Im musikalischen Bereich hat sich das Kaminwerk in den vergangenen Jahre stark entwickelt. Dazu haben die Voraussetzungen für Bands beigetragen. Eine hervorragende Technik, ausreichende Raum- und Bühnenhöhe, gute Betreuung haben dazu geführt, dass immer mehr renommierte Bands nach Memmingen kommen. Clubgigs von Bands wie „Sportfreunde Stiller“ oder „Bap“ wären zum Start noch undenkbar gewesen.
Ein Anliegen des Kaminwerks ist es auch lokale und unbekannte Bands zu veranstalten. So gelingt es ab und an eine Lokalband als Support einer größeren Band unterzubringen. Deshalb unterstützt das Kaminwerk auch das bayerische Projekt „BY-On“. Darüber hinaus finden regelmäßig Nachwuchswettbewerbe statt.
Finanzierung
Da sich in Memmingen keine Hochschuleinrichtungen befinden kann das Kaminwerk nicht auf wichtige studentische Einflüsse bauen. Finanziell wird das Kaminwerk durch einen Programmkostenzuschuss der Stadt und durch die Überlassung der Halle unterstützt. Während allerdings im bundesweiten Durchschnitt die Kommune rund 70 Prozent der Kosten eines soziokulturellen Zentrums tragen (Quelle: Soziokulturelle Zentren in Zahlen - Statistischer Bericht 2011 - Bundesvereinigung Soziokultureller Zentren e.V.), sind es in Memmingen etwa 40 Prozent. Ansonsten finanziert sich das Kaminwerk durch Eintrittsgelder, Gastronomieerlöse, Spenden und Sponsoring.