Programmkino: Ein kleines Stück vom Kuchen

Die iranische Tragikomödie war der Liebling der diesjährigen Berlinale. Dem Regieduo droht ein Gerichtsverfahren. Denn die im Film geübte Islamkritik ist dem Mullah-Regime ein Dorn im Auge.

Bild: ©Hamid Janipour
Mahin (Lili Farhadpour) ist 70 Jahre alt und wohnt allein in der iranischen Hauptstadt Teheran. Ihr Mann ist bereits verstorben und ihre Tochter nach Europa ausgewandert. Als sie sich mit Freunden zu einem Nachmittagstee trifft, bringen die sie auf den Gedanken ihr Liebesleben noch nicht endgültig abzuschreiben. Der Gedanke daran, sich einem neuen Mann zu öffnen, ängstigt sie zwar, lässt aber auch ein zartes Pflänzchen der Hoffnung aufblühen. Sie ist bereit, sich auf jemand Neuen einzulassen. Aus einer spontanen Begegnung mit dem Taxifahrer Faramarz (Esmaeel Mehrabi) entwickelt sich tatsächlich schnell etwas Festes.
Es ist eigentlich eine ganz einfache Geschichte, doch wenn sie in einem Land wie dem Iran spielt, setzen sich die Filmschaffenden plötzlich großer Gefahr aus. Auch das ist ein Aspekt des iranischen Films "Ein kleines Stück vom Kuchen", mit dem das Regieduo Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha zum zweiten Mal im Wettbewerb der Berlinale zu Gast war – und sich erneut Repressionen des Regimes ausgesetzt sieht. War es in „Ballade von der weißen Kuh“ noch die Kritik an der Todesstrafe, ist es nun eine für Außenstehende vollkommen unproblematische Darstellung des Lebens einer Witwe, die mit 70 Jahren noch einmal nach Liebe und einem Mann sucht. Zwei hervorragende Schauspieler*innen sowie ein krasses Ende machen das ruhige Drama auch über die politischen Umstände hinaus zu einem besonderen Film.
Vor dem Film wieder leckere Pasta von Il Tedesco.