1. Dokumentarfilmfestival: Speed - auf der Suche nach der verlorenen Zeit
Die Sehnsucht nach Entschleunigung [FSK6]
Das Kaminwerk widmet sich gleich zu Beginn des neuen Jahres dem Thema "Dokumentarfilm" und hat für sein 1. Dokumentarfilmfestival vier tolle Filme zusammen gestellt. Wir beginnen heute mit "Speed - auf der Suche nach der verlorenen Zeit".
Nach Feierabend sollte man keine Mails mehr checken. Dies ist eine Erkenntnis aus dem neuen Dokumentarfilm Speed - Auf der Suche nach der verlorenen Zeit von Grimme-Preisträger Florian Opitz (Der große Ausverkauf). Stellvertretend für seine gehetzten Mitmenschen versucht der er zu ergründen, warum trotz immer neuer technischer Errungenschaften zur Zeitersparnis das Gefühl, keine Zeit zu haben, eher zunimmt. Seine augenzwinkernde Bestandsaufnahme fällt äußerst unterhaltsam aus. Opitz lässt sich von alternativen Lebensmodellen in den Schweizer Bergen, in Patagonien und Bhutan zu der Erkenntnis inspirieren, dass es Zeit wird, den Geschwindigkeitsrausch der modernen Gesellschaft nicht länger als unabänderlich zu begreifen.
Wegen des Gefühls, durch den eigenen Alltag getrieben zu werden, suchen viele Menschen Rat, wie Opitz in einem gut belegten Seminar für Zeitmanagement und im Gespräch mit einem Burnout-Therapeuten erfährt. Ein Zeitungsredakteur berichtet ihm von seinem anstrengenden, weil anachronistischen Versuch, ein halbes Jahr auf Handy und Internet zu verzichten. Ein Zeitforscher weist den Dokumentarfilmer auf den Zusammenhang von technischer Produktivität und finanziellem Gewinn hin. Immer schneller dreht Opitz das Karussell seiner im Off formulierten Kommentare und Schlussfolgerungen bis zum absurden Schleuderpunkt der Mensch ist zu langsam, also muss er abgeschafft werden, so wie im automatisierten Börsenhandel bereits geschehen.Die Interviews mit Fachleuten aus Wirtschaft, Journalismus und Wissenschaft bettet Opitz themengerecht in eine visuelle Präsentation, in der Zeitrafferaufnahmen die Hauptrolle spielen. Menschen und Autos wuseln, flitzen durch die Straßen, Maschinen vervielfältigen sich in Splitscreens, vom Verkehr umtobte Hochhausgruppen werden optisch so bearbeitet, dass sie wie Spielzeuglandschaften aussehen. Nach einer Weile wirkt die immer gleiche Machart der Bilder uninspiriert, aber ein gewisser Sättigungs- und Ermüdungseffekt mag durchaus beabsichtigt sein.
Ab 19 Uhr bieten wir Köstlichkeiten unter dem Motto "cinema deliciosa".
http://www.speed-derfilm.de/
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